Aber was ist das eigentlich, ein Tag der Arbeit? Ich habe mich eingelesen und informiert und auch eine kleine empirische Studie betrieben um Euch hier und heute zu erklären was es mit dem Tag der Arbeit oder auch Tag der Arbeiterbewegung auf sich hat.
Zunächst zu meiner kleinen Umfrage auf dem Hamburger Rathausplatz. Ca. 30 Menschen habe ich befragt, was sie unter dem Tag der Arbeit verstehen, und bis auf einige wenige haben alle geantwortet „Randale in der Schanze“. Ah ja, ich weiß nicht genau, glaube aber dafür hat die Regierung nicht beschlossen, einen landesweiten Feiertag einzuführen und immerhin seit den Zeiten der Weimarer Republik aufrecht zu erhalten. Ja gut, unter den Nazis hieß er dann mal „Feiertag der nationalen Arbeit“ oder etwas später „Nationaler Feiertag des deutschen Volkes“, aber das Prinzip blieb das gleiche, am 1. Mai wird nicht gearbeitet. Paradox oder? Am Tag der Arbeit wird nicht gearbeitet? So ist es und auch die Randale gehören seit seiner Geburtsstunde im Chicago des Jahres 1886 tatsächlich dazu. Aber von vorne.
Die Haymarket Affair
1886 rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung am 1. Mai zum Streik als Protest gegen den 12-Stunden-Arbeitstag auf. Man wollte die tägliche Arbeitszeit der Fabrikarbeiter auf maximal 8 Stunden reduzieren, was bei einem durchschnittlichen Tagelohn von 3$ selbst damals schon nachvollziehbar war. Diesem Aufruf folgten dann auch viele hunderte Arbeiter und ins Leben gerufen war der erste wirkliche Massenstreik der amerikanischen Geschichte. In einer Fabrik für landwirtschaftliche Geräte in Chicago reagierte die Geschäftsführung schon Wochen vor dem tatsächlichen Streik nur auf die Androhung dessen mit Aussperrungen der Belegschaft und wollte die fast 1000 gekündigten Arbeitnehmer durch Einwanderer ersetzen. Die sozialistische Arbeiter-Zeitung rief daraufhin zum Boykott des Unternehmens auf und tatsächlich meldeten sich nur ca. 300 Einwanderer als Arbeiter auf den Aufruf der Geschäftsleitung. Was für ein Erfolg der Arbeiter-Zeitung!
Am 1. Mai dann war es soweit und der Generalstreik wurde in ganz Nordamerika durchgeführt. August Spies, der Chefredakteur der Arbeiter-Zeitung sprach als Hauptredner auf einer Arbeiterversammlung auf dem Haymarket in Chicago. Auf diese Veranstaltung folgten mehrere Tage von Streik und Aufmärschen, bei denen es am 3. Mai erstmalig zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Arbeitern kam in denen zwei von Ihnen getötet wurden. Am darauffolgenden Tag eskalierte die Situation und es kam, zu schweren Gewaltausbrüchen auf beiden Seiten, die in einer Bombenattacke von Seiten der Arbeiter gegen die Polizei gipfelte. Neben vielen Verletzten auch auf Seiten der Demonstranten, starben sieben Polizisten direkt oder an den Folgen des Bombenanschlages. Die Gewaltexzesse gingen in die Analen der Nation als Haymarket Affair ein und forderten neben den sieben Todesopfern bei der Polizei mindestens dreimal so viele auf Seiten der Demonstranten.
Die Initiatoren der Kundgebung am 1. Mai wurden verhaftet und wegen Verschwörung angeklagt. Vier der insgesamt acht Angeklagten, unter anderem August Spies, wurden zum Tode durch den Strang verurteilt und hingerichtet. Von den anderen vier Männern beging einer in seiner Zelle Selbstmord und die verbleibenden drei wurden nach sechs Jahren begnadigt.
Gesetzlicher Feiertag in Deutschland
Als erstes wurde der 1. Mai unter der Weimarer Nationalversammlung 1919 zum gesetzlichen Feiertag ernannt. Dies galt allerdings zunächst einmal nur für dieses eine Jahr und wurde danach jedes Jahr wieder zur Abstimmung unter den oppositionierenden Parteien vorgelegt. Unter den Nationalsozialisten ab 1933 wurde der 1. Mai dann zum festen gesetzlichen Feiertag. Gleich am 2. Mai 1933 wurden allerdings Gewerkschaften deutschlandweit verboten und der vormals der Arbeitergesellschaft und tendenziell eher kommunistischen Parteien zugeordnete Tag der Arbeit umbenannt in „Nationaler Feiertag des deutschen Volkes“.
Der Alliierte Kontrollrat bestätigte nach dem für Deutschland verlorenen Krieg 1946 den 1. Mai als Feiertag und ließ auch wieder Maikundgebungen eingeschränkt zu.
In der Bundesrepublik Deutschland ist der 1. Mai seit ihrer Gründung ein gesetzlicher Feiertag der jedoch nach dem Feiertagsgesetz der Länder von jedem Bundesland selber benannt werden kann. In NRW nennt er sich z. B. „Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde“.
Seit den 80er Jahren gibt es neben friedlichen Kundgebungen zu vielschichtigen Themen politischer oder sozialer Art auch Ausschreitungen und gewaltsame Übergriffe besonders bei den Demonstrationen zum 1. Mai in Kreuzberg aber auch in Hannover oder Hamburg von zumeist linksradikalen Autonomen.
Es stellt sich also heraus, das Ergebnis meiner kleinen Umfrage ist gar nicht so falsch, lediglich der Hintergrund von „Randalen auf der Schanze“ ist nicht ganz bekannt. Also, wollen wir mal sehen wo und in welchem Ausmaß heute Autos brennen aber selber Schuld wer seines nicht bei Zeiten in Sicherheit gebracht hat. All denen, die nicht randalieren oder ganz widerrechtlich arbeiten wünsche ich einen besonders schönen Maifeiertag.