Die Verkäuferin im Laden bestand darauf, dass das quietsch-grüne Oberteil perfekt wäre für mein Vorstellungsgespräch bei einer Produktionsfirma. Die Farbe stand mir überhaupt nicht. „Es ist bunt und grell“ sagte Sie. „Zeigt doch prima Deine Kreativität“ sagte sie.
Meine Shoppingbegleitung, eine liebe Freundin, die als Stylistin arbeitet, stand daneben und ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Die Farbe des Oberteils unterstellte in keinem Fall meine Kreativität, sondern eher einen sehr fraglichen Geschmack… Ich erinnere mich an die zahllosen Artikel, die ich während meines Studiums zum Thema, das optimale, kreative und intelligente Vorstellungsgesprächs-Outfit, gelesen habe. Lustige, aber nicht zu verrückte Schuhe, streng getragenes Haar, grelle Farben, Aufmerksamkeit erregen oder einfach komplett in schwarz. Meine persönliche Erfahrung jedoch ist, dass ich in den Interviews, die im Endeffekt auch zu Stellenangeboten geführt haben, immer eher schlicht und konservativ in dunkelblau und weiß mit vielleicht lustigen Accessoires gekleidet war.
Jedes Feld hat seine Marotten. Sich bei einer Werbeagentur zu bewerben, ist etwas völlig anderes als um eine Lehrerstelle, usw..! Ein gutes Portfolio braucht Vielfältigkeit und Variationen! Räumen wir zunächst einmal mit den verbreitetsten Mythen in Sachen kreatives Job-Interview auf. Welche sind das überhaupt und was ist dran?
Kleide Dich passend zu dem Job, den Du willst
Ja… und nein. Schrill heißt nicht automatisch kreativ und klassisch nicht gleich Zahlenfreak. Auch wenn ich meist in Verlagen, Studios oder Büros, in denen der Dresscode vornehmlich aus zerissenen Jeans und Sweatshirts bestand, gearbeitet habe, heißt das nicht, dass man sich ebenso für ein Vorstellungsgespräch anziehen sollte. Ich denke es wäre sogar höchst unprofessionell! Ja, ich gebe zu, ich war auch schon auf Interviews, bei denen die Damen mir gegenüber aussahen als wären sie direkt aus dem Yoga-Studio entsprungen, aber fair enough, ich will ja was von denen, nicht anders herum. Man selber als Jobanwärter hat definitiv nicht diesen Luxus. Der beste Tipp ist: Macht das absolut beste aus Euch. Und wenn schwarz, grau oder dunkelblau dieses Beste aus Euch heraus holt, dann soll es eben so sein! Kombiniert es vielleicht noch mit einer Tasche, Schal, Schmuck, einfach irgendeinem Accessoire, das ein bisschen Persönlichkeit zeigt und bitte! Fertig für den Auftritt! Wer sagt denn eigentlich ich bräuchte diese scheußlich-schrille grüne Neonbluse? Wenn man sich nicht wohl fühlt, interessiert dann noch irgendwen die Farbgebung?
Stelle Deine kreativen Fähigkeiten im Anschreiben und Lebenslauf zur Schau
Es ist eine Sache, Firmenfarben und Design des Unternehmens, bei dem man sich bewirbt, in seinem Anschreiben oder Lebenslauf zu verwenden (hat sich für mich schon durchaus ausgezahlt), es ist eine völlig andere, den zukünftigen Arbeitgeber mit unzusammenhängenden Kreativ-Skills zu bombardieren. Z. B. haben viele Leute Erfolg mit Videobewerbungen, insbesondere wenn beworben bei Audiovisuellen Medienbetrieben. Allerdings habe ich einmal eine Bewerbung auf eine Freiberufler Stelle in meinem damaligen Verlag bekommen, die mich in gesungener Form, als MP3 erreichte. Lustig und ganz niedlich, aber hatte absolut gar nix mit dem Jobprofil zu tun. So etwas zeigt sicher Mut und den Willen, Risiken einzugehen, aber man will auch nicht albern wirken oder schlimmer, sich lächerlich machen.
Verstecke Dein Onlineprofil
Auch hier gilt, ja… und nein! Offensichtlich kommt es auf den Inhalt an! Portraitfotos vom letzten Karneval mit Phalluskunstwerk auf der Wange? Politische-, religiöse oder in sonst einer Form emotionsgeladene Beiträge, Kommentare o.ä.? Keine gute Idee! Generell würde ich sagen, zu viel Privatsphäre gehört nicht ins Netz und ganz sicher nicht in die Hände des voraussichtlich neuen Arbeitgebers. Aber, z. B. eine schon seit Jahren bloggende Freundin gab mir kürzlich ihre Bewerbung auf eine Journalistenstelle zum drüber Lesen und hatte doch tatsächlich ihre Onlinepräsenz und Website komplett verschwiegen. Aber warum nur? Sie war besorgt, man könne ihre Artikel und Beiträge für nicht gut oder falsch erachten oder noch schlimmer, für nicht lustig! Klassischer Fall von Lampenfieber! Ich musste sie also erst darauf hinweisen, dass ihre Publikationen und Projekte auch ein Spiegel ihres Könnens und ihrer Persönlichkeit sind und nebenbei ihre besten Arbeitsproben und es daher absolut schwachsinnig wäre, diese zu unterschlagen. Vielmehr kann sich der Interviewer schon ein ziemlich gutes Bild von Stil und Inhalten machen und schon vorher abschätzen, ob man zueinander passt. Ganz nebenbei liefert so etwas auch schönen Gesprächsstoff fürs Vorstellungsgespräch. Gesagt, getan und was soll ich sagen, die Stelle hat sie und mittlerweile die ganze Abteilung unter sich. Fakt ist, wenn Eure Arbeiten, egal ob als Freelancer oder Hobby entstanden, Euch stolz machen, seid nicht zu schüchtern. Rauf damit aufs Resume!
September 21, 2016
Bei http://www.freelance-market.de/d/zehn-tipps-fur-erfolgreiche-vorstellungsgesprache gibt es einige weiteren Tipps für erfolgreiche Vorstellungsgespräche. Denn erfolgreiche Bewerbungsgespräche sind eine wichtige Voraussetzung, um als Freelancer oder Stellenbewerber eine Jobzusage zu erhalten.