MAGAZIN

Man denkt ja so, als einfacher Mensch, der die gesamten 13 Jahre deutschen Schulsystems (zugegeben mehr oder weniger erfolgreich, aber immerhin) durchlaufen hat, ja sogar mit dem Abitur abgeschlossen, man wäre zumindest der deutschen Sprache mächtig. Wenn man dann auch noch einige Jahre an deutschen Universitäten damit verbracht hat, eben diese deutsche Sprache tiefergehend zu ergründen, ihr sogar einige Zeit des intensiven Studiums in Form von Germanistik und Literaturwissenschaft gewidmet hat, dann kann man doch eigentlich erwarten, dass man für das Berufsleben gewappnet ist.

Weit gefehlt! So durfte ich zumindest gerade erfahren als ich im Meeting mit unserer hier schon erwähnten neuen Berliner SEO Agentur kaum einem Satz des mir entgegengebrachten Inhaltes der Kommunikation entschlüsseln konnte. Zum Glück ging dies nicht nur mir, sondern auch meinem Begleiter, dem man zumindest eine gewisse Expertise in Sachen Internet und Onlinebusiness zusprechen muss, ganz genau so. Fallen da doch selbstverständlich Begriffe wie Granular, CPC, Geo-Targeting, Opt-In oder Universal Flash Layer.

Was bitteschön soll das alles sein? Ich sitze also da und lasse mir von höchst motivierten Mittzwanzigern erklären, wie, wann, wo und in welcher Geschwindigkeit sie unsere Conversion Rate (noch so ein schönes Wort) nach vorne bringen wollen, und tue ganz wissbegierig und interessiert drein blickend so, als verstünde ich wovon sie gerade reden. Zugegeben habe ich doch aber absolut keine Ahnung und alle drei, mich erwartungsvoll und begeistert anschauenden Online Marketing Profis, bereits nach den ersten Worten verloren.

Und plötzlich fühle ich mich wie meine Eltern, die sich mit Ihren 70+ Jahren so vorkommen, als hätte sich die Welt an Ihnen vorbei gedreht. Offensichtlich dreht sich die Welt heutzutage so schnell, dass selbst ich, mit meinen 34 Jahren schon den Anschluss verloren habe. Oder hat es tatsächlich nur mit sprachlichen Barriereren innerhalb verschiedener Berufsgruppen zu tun? Ja, es gab auch schon zu meiner Zeit des Studiums so sinnvolle Kurse wie Business-Englisch und auch ja, Juristendeutsch habe ich noch nie verstanden, aber zumindest hatte man bei diesen Ausdrücken das Gefühl den Inhalt trotz Unkenntnis des Fachvokabulars im Gesamtkontext zu verstehen.

Das ist im Berliner Hinterhofbüro nicht mehr der Fall. Wenn es nämlich: „granular wäre, den CPC herunter zu bringen und wir uns dringend mal über Universal Flash Layer Marketingaktionen unterhalten sollten“, dann kann ich mir granular gerade noch ableiten, der Rest ist Chinesisch! Und das beste, wenn man sich dann traut nachzufragen, was denn der eine oder andere Ausdruck bedeuten soll, wird man nicht ungläubig angeschaut oder ausgelacht, nein, es wird MIT einem über den guten Witz gelacht…

Was bleibt mir also anderes übrig als fleißig sämtliche Begriffe, in meinem altmodischen Notizbuch in Lautschrift mitzuschreiben um sie später von google übersetzen zu lassen und möglicherweise noch einmal im Nachgang den Damen und Herren mitzuteilen, was ich von der Masse an Verbesserungsvorschlägen und Werbeaktionen tatsächlich für sinnvoll halte.

Ansonsten gilt ganz einfach, wenn sich die Welt immer schneller dreht, muss ich mich halt mit drehen. Ein bisschen Schwindelgefühl bleibt dabei sicher nicht aus aber all jenen, die unter den selben Symptomen des Nicht-Verstehens sich neu entwickelnder digitaler Sprachformen leiden sei an dieser Stelle beruhigend gesagt, auch dieses ist kein Hexenwerk und die berühmte Übung macht mal wieder den Meister!

6 Begriffe, die man wirklich wissen sollte um nicht unangenehm aufzufallen:

• SEM (Search Engine Marketing oder Suchmaschinenmarketing)
• SEO (Search Engine Optimization oder Suchmaschinenoptimierung)
• SEA (Search Engine Advertising oder Suchmaschinenwerbung)
• Affiliate Marketing
• E-Mail Marketing
• Social Media Marketing

Viel Spass beim Vokabellernen, Eure Tini

Hier findet man schnell alle Begriffe und Erklärungen.