Kugelschreiber Dokumentenecht …

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Schreibgeräte gibt es in Hülle und Fülle. Der allseits bekannte Füller, der noch mit Tinte aufgezogen wird und bei keinem Schönschreibwettbewerb fehlen darf, hat haufenweise Konkurrenz in Form von Kugelschreibern, aber auch Gelschreibern und Tintenrollern bekommen. Jedes Schreibgerät erfüllt seinen Zweck und hat seine Daseinsberechtigung aber welche ist das genau. Worauf muss man eigentlich achten, wenn man einen Stift kauft? Ja, ich weiß, wie immer sage ich an dieser Stelle, es kommt allein auf den jeweiligen Bedarf an. Der Chef im Büro benötigt wahrscheinlich eine andere Art von Schreibgerät als die Dame in der Aufrtragsannahme oder das Schulkind der Klasse 3a.

Mit der Klasse 3a befassen wir uns an anderer Stelle denn hier und jetzt geht es um das Prädikat dokumentenechtWas genau soll das bitte in Zusammenhang mit einem Kugelschreiber bedeuten und wofür wird so ein Stift gebraucht?

Kugelschreiber dokumentenecht, was heißt das?

Der Zusatz dokumentenecht stellt zunächst einmal vier generelle Anforderungen an die im Kugelschreiber verwendete Tinte:

  1. Wischbeständig – die Tinte muss schnell trocknen.
  2. Radierbar – sie darf nicht korrigierbar sein oder gar ganz ohne Rückstände entfernt werden können.
  3. Lichtecht – die Tinte darf nicht, aufgrund von vorgegebenen Lichteinflüssen, mehr als einen definierten Grad verblassen.
  4. Wasserfest – wenn mit Wasser in Berührung gekommen darf die Tinte nur in dem Maße verlaufen, dass die Schrift noch immer sichtbar und lesbar bleibt.
  5. Lösungsmittel und Chemikalienresistent – auch hier gilt, wird die Tinte mit diesen Flüssigkeiten in Berührung gebracht, darf das geschriebene nicht unleserlich verwischen.

Und wie werden diese Kriterien für dokumentenechte Tinte überprüft?

Wir wären nicht im bürokratischen Deutschland wenn es dafür nicht auch eine genau definierte Norm gäbe. Diese nennt sich ISO 12757-2. Nur Schreibgeräte die diese Norm-Nummer im Namen tragen, dürfen sich auch mit dem Prädikat dokumentenecht rühmen. Ja-ha, so einfach ist das nicht. Wir wollen ja auch keinen inflationären Gebrauch des schönen Wortes dokumentenecht im Zusammenhang mit schnöden Kugelschreibern. Handelt es sich hier doch quasi um den Adelstitel unter den Schreibstiften.

Wer benötigt nun Kugelschreiber dokumentenecht?

Mir kommt gleich der Gedanke an hollywoodreife Spionageutensilien. James Bond hat mit Sicherheit einen dukumentenechten Kugelschreiber in der Innentasche seines englischen Tweeds.
Und Mr. Obama setzt seinen Namen sicher auch nur dokumentenecht unter jedes weltpolitische Dokument.
Aber ganz abgesehen von diesen hochtragenden Persönlichkeiten gibt es ganze Berufsstände, denen die Nutzung von Kugelschreibern dokumentenecht vorgeschrieben ist. Notare z. B. sind verpflichtet, ihren Otto nur mit dukumentenechter Tinte unter jedes noch so banale Dokument zu setzen. Ebenso ergeht es dem Stand der Richter und Vertreter der Rechtsstaates generell. Abgekürzt kann man sagen, all jene, deren Schriftstücke, und besonders Unterschriften, eine irgendwie geartete gesonderte Bedeutung haben und in keinem Fall geändert oder unkenntlich gemacht werden sollen, sind angehalten, Schreibgeräte, egal ob Kugelschreiber, Füller oder Tintenroller zu verwenden, deren Tinte das Prädikat dokumentenecht trägt und mit der Norm ISO 12757-2 gekennzeichnet ist.

Und wo bekommt man nun solch Zaubertinte?

Ihr müsst nicht erst nach Hogwarts reisen oder in die Katakomben des MI6. Kugelschreiber dokumentenecht gibt es tatsächlich ganz einfach für jedermann zu kaufen. Ja, auch bei uns, z.B. den Kugelschreiber K15 von Schneider. Etwas enttäuschend? Aber nein, auch wenn so ein gutes Stück nicht mal einen Euro kostet kann man vor Freunden und Kollegen durchaus damit prahlen. Denn auch wenn von außen nicht erkennbar, so zeugt das unauffällige Gewand des Kugelschreiber Schneider K15 nur von einem gewissen weltmännischen Understatement.

„Mein Kugelschreiber ist dokumentenecht! Martini bitte. Gerührt, nicht geschüttelt!“

 

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