Mein Bruder hat geheiratet! Das bezaubernde Julchen!
Welche Freude für uns und was für ein toller Tag.
Hatten wir doch alle schon Sorge, wie unser Star-Anwalt in seiner Großkanzlei jemals auch nur die Zeit um jemanden kennen zu lernen, finden soll.
In einem Job wo 80-Stunden-Wochen nur müde belächelt werden und so gut wie jedes Wochenende im Büroturm stattfindet, bleibt für die Liebe nur sehr wenig Zeit und sollte man das große Glück haben, sie dennoch irgendwo zu finden, hat diese doch nur in den seltensten Fällen Verständnis für jene Art des Ungleichgewichtes zwischen Arbeit und Privatleben.
Welch ein Glück, dass es Firmenausflüge gibt!!
Ja, Julchen ist auch Star-Anwältin. Auch jedes Wochenende im Büroturm und auch ständig mit dem Blackberry zugange weil „mein Chef braucht das noch ganz dringend“. Und das kann so ein Chef bei derartigen Stundensätzen auch verlangen bzw. sein Kunde der im Endeffekt die Rechnung für geleistete Arbeitsstunden bezahlt.
Abwegig? Ja, könnte man sagen, aber diese Art der Dienstleistung, auch rund um die Uhr wenn nötig, hat nun einmal seinen Preis.
Aber zurück zum Thema, die LIEBE gefunden am Arbeitsplatz.
In unserem oder eben seinem Fall ein großer Glücksfall, aber ganz offensichtlich auch völlig normal. Denn bei der Hochzeit war noch ein Paar von Kollegen, auch zueinander gefunden auf einem Firmen-Event. Und mir gegenüber sitzt Ricarda, Hochzeit nächsten Mai, mit Alex, kennengelernt als Mitarbeiter in unserem Ladengeschäft. Das Geschäft gibt es nicht mehr, ihre Liebe schon. Und so kamen mir beim Nachdenken sicher noch vier Fälle von gefundener Liebe am Arbeitsplatz in den Kopf geschossen. Berühmtestes Beispiel: Angelina und Brad, kennen gelernt am Set von Mr. & Mrs. Smith – ja arme Jen aber das ist nun wirklich history.
Aus Studien wussten wir es ja schon lange und es ist auch das Natürlichste, dass man dort, wo man in der Regel am meisten Zeit verbringt, den Menschen findet, mit dem man seine Zeit verbringen möchte. Denn eigentlich glaube ich nicht richtig an die Liebe auf den ersten Blick. Eher auf den zweiten, dritten oder manchmal zwanzigsten, denn erst mit der Zeit eröffnen sich einem doch die Eigenschaften wie Humor, Zuverlässigkeit, Fröhlichkeit, ach all das, was einen dazu bringt, sich wirklich zu verlieben. In den Menschen, nicht das erste Auftreten, und wo bitte hat man in unserer ziemlich stressig gewordenen Welt noch die Zeit, Muße und Geduld, um jemandem den zwanzigsten Blick zu geben? Genau, im Büro, wo sonst.
Abgesehen vom Kennenlernen macht es auch Sinn, dass Menschen, die sich das gleiche Berufsfeld ausgesucht haben, auch charakterlich zusammen passen. Meistens bedeutet das gleiche Interessen oder zumindest ähnliche Ziele. Tim und Julia z. B. verbindet die Liebe zum Recht, nebst Rotwein und gutem Essen und Büchern und Musik und Kunst und Reisen und, und, und ok match made in heaven aber auch Ricarda und Alex haben gleiche Ziele und Wünsche und sind irgendwie aus ähnlichem Holz geschnitzt.
Mein Ratschlag an alle einsamen Seelen da draußen, schaut Euch doch mal um, vielleicht sogar in die Abteilung nebenan oder gar ein Stockwerk drunter, es funktioniert! Viel Glück und die Schüchternen unter Euch finden hier auch Inspiration – check out Post-it Love.
