Wie arbeiten wir übermorgen?

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Fünf Trends, die das Arbeiten und den Arbeitsplatz dramatisch verändern werden

Die explosionsartige Entwicklung der Technik im 21. Jahrhundert hat einen immensen Einfluss auf den klassischen Arbeitsplatz mit sich gebracht bzw. die traditionelle Einteilung in Arbeit und Privatleben grundlegend neu definiert. Wir werden immer abhängiger von der digitalen und mobilen Technologie und bald wird es wahrscheinlich die einzig mögliche Art sein, seine Arbeit zu erledigen. Freiberufler sind keine Ausnahmeerscheinung mehr, häufige Jobwechsel noch weniger und der Arbeitsplatz vor dem Kamin ist auch keine Seltenheit. Was die vorherige Generation sich noch nicht vorstellen konnte und sich auch heute nur sehr schwer damit anfreunden kann, für uns alles ganz normal gelebte Alltagsrealität. Diese fünf Trends, die sich bereits ganz deutlich im heutigen Arbeitstag abzeichnen, werden die Abläufe, wie sie unsere Elterngeneration seit Jahrzehnten gelebt haben, dramatisch verändern.

1. Die stetige Dezentralisierung von Unternehmen

Lange sind die Zeiten standortgebundener Arbeitsplätze Vergangenheitsmusik. Es mag auch heute noch insbesondere große Unternehmen geben, die sämtliche Abteilungen und Abläufe unter einem Dach an einem zentralen Standort vereinen. Diese werden aber immer seltener. Globalisierung führt dazu, dass ganz besonders Großunternehmen weltweit agieren müssen, um überlebensfähig zu sein und somit Standorte auf der ganzen Welt betreiben. Außerdem wird mehr und mehr „outgesourced“. Feste Angestellte sind teuer, besonders in der westlichen Welt. Es ist also kein Geheimnis, dass Unternehmen Mitarbeiter abbauen und gerade Abteilungen außerhalb des Kerngeschäftes wie IT, Personalmanagement, Einkauf oder Buchhaltung an externe Anbieter abgeben.

Hierarchien werden mehr und mehr flach gehalten. In einer schnelllebigen Welt kann man nicht darauf warten, dass jede Entscheidung von der Geschäftsführung oder den oberen Etagen erst freigegeben wird. Entscheidungen müssen schnell und unbürokratisch getroffen werden können. Außerdem hat sich herausgestellt, dass Unternehmen große Summen an Reisekosten einsparen können durch mehrere Standorte und das Nutzen moderner Kommunikationsmedien. Das persönliche Kundengespräch z. B. bedarf nicht erst der kostspieligen Anreise, sondern nur einer einfachen Videokonferenz. Womit wir zu Punkt zwei kämen:

2. Die Verfügbarkeit von modernen Technologien und Kommunikationsmedien

Die Nutzung von technischen Hilfsmitteln zur Kommunikation, Lagerhaltung und der Datenverwaltung ist nichts Neues. Was allerdings neu ist, ist die Erweiterung dieser Möglichkeiten auf günstigere und jedermann zugängliche Geräte. Um jederzeit auf Arbeitsmaterialien zurückzugreifen oder mit Kollegen zu kommunizieren benötigt man heute lediglich ein Smartphone oder irgendein Gerät mit Internetzugang. Video- und audio conferencing, data sharing, instant messaging, presence detection, Anwesenheitsstatus… usw. alles schöne neue Termini, die das Leben und besonders das Arbeiten heute erleichtern oder zumindest deutlich verändern. Vorbei die Zeiten des ständig gleichen Arbeitstages von 8:00 – 17:00 Uhr am in chamois gehaltenen Arbeitsplatz. Jeder kann heute von überall und zu jeder Zeit seine Arbeit verrichten. Völlig Standort- und Zeitzonenungebunden. Der persönliche Kontakt zu Kollegen geht dadurch verloren? Dafür haben wir ja soziale Netzwerke ;).

3. Der auf uns zukommende Fachkräftemangel

Ja ich weiß, ich stöhne auch schon, wenn ich Politiker wieder und wieder vom Fachkräftemangel in Deutschland sprechen höre. Aber dieses Phänomen ist nicht nur ein Deutsches. Die gesamte westliche Welt wird in einigen wenigen Jahren damit zu kämpfen haben. Die Generation der Babyboomer kommt langsam aber sicher ins Rentenalter und wie wir alle hinlänglich wissen, haben diese sich nicht so viel Mühe beim Zeugen von Nachwuchs gegeben wie ihre Eltern. Es kommt also nicht so viel „neues“ nach wie in Rente geht. Wenn die Fachkräfte also nicht mehr aus den „eigenen Reihen“ rekrutiert werden können, wird man zu alternativen Ressourcen greifen müssen. Und tut es auch schon. In Europa allein gibt es genug jugendliche Arbeitslose aus den krisengebeutelten Ländern wie Griechenland, Italien oder Spanien, die mit großer Freude die Lücken auf dem deutschen Arbeitsmarkt füllen wollen. Aber was sicher in den nächsten Jahren passieren wird, ist eine Flut von bestens ausgebildeten und motivierten Arbeitskräften aus dem asiatischen Raum, die sich über die ganze Welt ergießt. Und recht haben sie. Wir hier in den kuscheligen westlichen verwöhnten Ländern sollten uns vielleicht mal überlegen, ob wir uns nicht zumindest ein bisschen des Ehrgeizes und der Arbeitsmoral dieser jungen Asiaten aneignen sollten. Ich gebe zu, nicht zu viel, denn ein bisschen Leben ist neben dem Arbeiten auf jeden Fall notwendig!

4. Der Wunsch nach mehr Flexibilität am Arbeitsplatz 

Wie gerade ausführlich ausgeführt, werden Unternehmen in nicht allzu ferner Zukunft nicht mehr wie bisher die freie Wahl aus einem riesigen Reservoir bestens geeigneter Kandidaten auf eine Stelle haben. Vielmehr werden sie sich den Bedürfnissen der neuen Generation anpassen müssen. Insbesondere in Sachen Flexibilität. Die Möglichkeit, selber frei zu entscheiden, wie, wann und wo die Arbeit erledigt wird, ist heute schon der wichtigste Entscheidungsgrund für ein Unternehmen. Und alle grau behaarten, bitte bekommt nicht noch mehr graue Haare, viele Studien zeigen, dass Arbeitnehmer, die von zu Hause, aus dem Coffeeshop oder sonst wo arbeiten, engagierter und effektiver ihre Aufgaben erfüllen als der, auf das Ende des Arbeitstages wartende, Däumchen drehende Angestellte im Büro.

5. Der Druck auf Organisationen und Unternehmen nach nachhaltigeren Arbeitsweisen 

Nachdem Konsumenten, Angestellte und vor allem Regierungen ökologisch verschwenderische oder nicht nachhaltige Arbeitsweisen massiv ablehnen und sanktionieren, sind Unternehmen gezwungen, die Nachhaltigkeit der geschaffenen Arbeitsplätze zu überdenken. Dinge wie Verbrauchsmaterialien, Energieverbrauch oder CO2-Ausstoß müssen geprüft und reduziert werden. So ist z. B. der Fuhrpark eines Unternehmens stets zu überdenken, ebenso wie Reisefrequenzen oder Papierverbrauch. Der ständig laufende und antiquarische Rechner aka Energiefresser hat ausgedient. Ebenso der Benzinschlucker mit den meisten PS und Statussymbol für die Chefetage.

Außerdem werden Unternehmen durch sich gesellschaftlich verbreitenden ethischen Konsum und die Fair-Trade-Bewegung dazu gezwungen, auf soziale, ethische, und ökologische Nachhaltigkeit zu achten. Wir sind noch nicht ganz da, aber eine brennende Textilfabrik in Bangladesh ist zumindest zu einer großen Angst unter Unternehmen im Textilgewerbe geworden. Und die Berichte über katastrophale Verhältnisse in den Gerbereien an völlig verpesteten Flüssen in Pakistan oder Produktionsstätten in China bewirken zumindest, dass ein Wegschauen immer schwerer wird und Unternehmen gezwungen sind, ihre Kostenspar-Politik zu überdenken und in sozial verantwortliches Handeln zu investieren. Das allerdings führt in der Zukunft auch unweigerlich zu wieder steigenden Preisen. Aber ist das so schlimm? Muss ein Schuh aus echtem Leder tatsächlich gerade mal 10€ kosten? Wer auch immer dieses Produkt ersteht, sollte 10 Sekunden daran verschwenden, was für die Arbeitskraft nach Marge, Material- und Transportkosten noch übrig bleiben kann…

 

 

 

 

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